Am 11. März 2024 fand im Rahmen des EU-finanzierten Projekts “KI Kompass” ein interaktiver Online-Workshop zum Thema “Zoom & integrierte KI-basierte Add-ons” statt. Die Teilnehmenden aus verschiedenen Bereichen wie Bildung, Tourismus, Journalismus und Kommunikation erkundeten gemeinsam die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) in Zoom-Meetings. Im Mittelpunkt standen dabei die neuen KI-Funktionen von Zoom wie Avatare, Transkription, Übersetzung und das KI-gestützte Whiteboard.
Avatare: Zwischen Privatsphäre und Präsenz
Zu Beginn demonstrierte der Referent David Röthler – begleitet durch die fachkundige Moderation von Anja C. Wagner und Nicole Bauch – die Option, virtuelle Avatare als Kamerabild zu nutzen. Statt des realen Kamerabildes kann man beispielsweise einen Fuchs, eine Kuh oder einen menschlichen Avatar auswählen. Dies kann die Privatsphäre schützen, gleichzeitig aber eine gewisse Präsenz und Aufmerksamkeit signalisieren.
Die Teilnehmenden diskutierten kontrovers über den Einsatz von Avataren. Einige empfanden es als “strange”, wenn eine Person nur als Avatar präsent ist und man die reale Person nicht sehen kann. Andere sahen Potenzial für mehr Barrierefreiheit, da Avatare Menschen mit Behinderungen die Teilnahme erleichtern könnten. Insgesamt wurde deutlich, dass der Einsatz von Avataren vom Kontext abhängt und sorgfältig abgewogen werden muss.
Transkription und Übersetzung für mehr Inklusion
Eine der beeindruckendsten Funktionen war die Live-Transkription und -Übersetzung. Die KI von Zoom erstellte in Echtzeit Untertitel in der gewünschten Sprache. Dies erhöht die Zugänglichkeit für Menschen mit Hörbehinderungen oder jene, die die Konferenzsprache nicht fließend beherrschen.
Die Teilnehmenden waren von der Qualität der Transkription begeistert und diskutierten, wie sie in ihren Bereichen eingesetzt werden könnte: Für Elterngespräche in Kitas mit Migrationshintergrund, für barrierefreie Videoaufnahmen oder in mehrsprachigen Projekten zur Stärkung der europäischen Integration.
Jedoch gab es auch kritische Stimmen zum Thema Datenschutz und der Frage, ob die Transkripte gespeichert und für das Training der KI verwendet werden. Insgesamt überwog aber die Meinung, dass die Vorteile für Inklusion und Verständigung überwiegen.
Whiteboard mit KI-Unterstützung
Besonders innovativ war die Demonstration des KI-gestützten Whiteboards in Zoom. Auf Kommando generierte die KI Mindmaps, Texte oder Tabellen zum eingegebenen Thema. Die Teilnehmenden waren begeistert von den Möglichkeiten für Brainstormings, Präsentationen oder Zusammenfassungen.
AI Companion in Zoom
Eine der beeindruckendsten Funktionen, die David Röthler in der Zoom-Session vorführte, war der AI Companion. Dieser KI-Assistent verfolgt die Diskussion und erstellt in Echtzeit eine Zusammenfassung des bisher Gesprochenen. Die Teilnehmer konnten sich diese Zusammenfassung jederzeit anzeigen lassen und sogar Fragen dazu an den AI Companion stellen. Dieser erkannte den Kontext und konnte präzise Auskünfte geben, etwa zu bestimmten Aussagen einer Person. Besonders nützlich ist diese Funktion, wenn man erst später zu einem Meeting dazustößt. Man kann sich dann schnell einen Überblick über die bisherigen Inhalte verschaffen. Der AI Companion erleichtert so das Verfolgen und Nachvollziehen von Meetings enorm. Zudem lässt er sich auch in anderen Sprachen abfragen, was die Verständigung in internationalen Teams erheblich vereinfacht. Insgesamt zeigte sich das enorme Potenzial von KI zur Unterstützung von Videokonferenzen und hybrider Zusammenarbeit.
Kultursensibilität als Herausforderung
Ein zentrales Diskussionsthema war die Frage der Kultursensibilität bei Übersetzungen. Einige Teilnehmende äußerten Bedenken, dass die KI kulturelle Kontexte und Sprachbilder nicht angemessen berücksichtigen könnte. Es wurde angeregt, dass die KI lernen müsste, Übersetzungen kultursensibel anzupassen.
Andere Teilnehmende argumentierten, dass die rasante KI-Entwicklung solche Hürden bald überwinden könnte. Die Möglichkeit, in der eigenen Muttersprache zu kommunizieren und dennoch von allen verstanden zu werden, könnte zu mehr Teilhabe und Verständigung führen.
Weiterentwicklung: Berufliche Perspektiven im Wandel
Abschließend diskutierten die Teilnehmenden, welche Berufsgruppen durch den KI-Einsatz tangiert werden könnten. Einige sahen Risiken für Übersetzer:innen, Protokollant:innen oder Fotograf:innen, deren Routineaufgaben von der KI übernommen werden könnten. Insgesamt wurde deutlich, dass der Einsatz von KI die Arbeitswelt revolutionieren und viele Berufsbilder verändern wird.
Der Workshop hat gezeigt, dass KI-Lösungen wie die Integration in Zoom zwar enormes Potenzial haben, aber auch Herausforderungen wie Datenschutz, Kultursensibilität und sich wandelnde Berufsbilder mit sich bringen. Ein offener Diskurs und “Learning by Doing” sind entscheidend, um diese transformative Technologie bestmöglich zu nutzen.
Auswirkungen auf die Erwachsenenbildung
Die vorgestellten KI-Funktionen in Zoom eröffnen spannende Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen für die Erwachsenenbildung. Einerseits können Transkription, Übersetzung und der KI-Assistent die Teilhabe und Inklusion deutlich erhöhen. Kursteilnehmende mit Hör- oder Sprachbeeinträchtigungen können dank Untertiteln und Übersetzungen in ihre Muttersprache besser folgen. Sogar Emotionen und Stimmungen könnten für Dozent:ennen sichtbar gemacht werden, um besser auf die Gruppe eingehen zu können. Andererseits stellen sich datenschutzrechtliche und ethische Fragen: Wer hat Zugriff auf die Transkripte? Werden sie für das Training der KI verwendet? Und wie kultursensibel sind die Übersetzungen wirklich? Hier besteht Diskussions- und Forschungsbedarf. Zudem könnten manche Tätigkeiten in der Erwachsenenbildung durch KI-Assistenten unterstützt werden, wie das Erstellen von Kursunterlagen, Protokollen oder Übersetzungen aus den Transkripten der Live-Veranstaltung. Insgesamt könnte sich die Rolle von Kursleiter:innen wandeln – weg von reinen Wissensvermittler:innen hin zu Moderator:innen, Coaches und Kulturvermittler:innen, die den Einsatz von KI-Tools kompetent begleiten.